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„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“. Sr. Juliana Seelmann (Oberzeller Franziskanerin) lebt das Evangelium in aller Konsequenz und war zu Gast in St. Anton.

Zunächst galt diese Fremde für Sr. Juliana (Würzburg) und ihre Freundin Hanna Omondia (Nigeria) als „Neulinge“ in St. Anton. Doch sehr schnell wurden im fast voll besetzen Kirchenraum von St. Anton aus den Fremden Freunde. Vom sehr spontan als Leitung agierenden Diakon Joachim Werb wurde das Anliegen der Predigtreihe im November „Trauer und Abschied“ umrissen und das Thema sollte unter dem Aspekt „Flucht und Asyl“ bei diesem ersten Gottesdienst vertieft werden.

In die Tiefe, ja buchstäblich unter die Haut ging dabei dann die dialogische Schilderung von Fluchtschicksalen durch die beiden Gäste. Prominent und kompetent in der Sache, einfühlsam und authentisch im Auftreten, leidenschaftlich und engagiert im Handeln, so konnten alle Mitfeiernden die weithin bekannte Franziskanerschwester und ihre Begleitung erleben. Die Fragen des weitgehend in Gedichtform gehaltenen Dialogs konnte jeder auch an sich selbst gestellt sehen. Was ist Heimat, wo ist Heimat, wann bin ich fremd, wo bin ich aufgenommen?

Bedrückend dabei die Zitate und selbst erlebten Schicksalsstationen auf der Flucht aus allen Teilen der Welt nach Europa. Beklemmend die in Deutschland vorherrschende Praxis im Umgang mit Asylsuchenden, die sicherlich EU-Recht stützt, aber Menschlichkeit und Humanität zu Fall bringt. Wenn dann das Thema Kirchenasyl von Sr. Juliana Seelmann benannt wird, gewinnt das Thema noch einmal besondere Brisanz und Tiefe, da bei ihr Recht und Gewissen prekär aufeinander gestoßen sind. Freundin Hanna aus Nigeria kennt und benennt auch die Seite des Gesetzes, die Betroffene in nahezu ausweglose Situationen bringt. Was es heißt, in solchen Lebensumständen Trauer und Abschied zu erleben, wurde sehr eindrücklich geschildert und machte viele mehr als nur nachdenklich. Der Abschied und die Trauer um den Verlust von Heimat, Familie, Freunden, Kultur, Vertrautem und Sicherheit gebendem Umfeld sind eine ungeheuere, unsichtbare Last auf den Schultern und Seelen flüchtender Menschen. Fremd sein hört nie auf, muss aber immer von den Betroffenen bewältigt werden. Wie das unter anderem gelingt, brachte der Dialog von Babak Ghassim in einem tiefgehenden Statement auf den Punkt: „wenn ihr den Flüchtenden die Beine wegreißt, werden wir auf den Händen weiter gehen“, … wir sind „Stehauf-Menschen“. Wie solchen Menschen konkret in Deutschland, insbesondere in Würzburg, beigestanden wird, zeigte sich in einem kurzen Einblick in Sr. Julianas Arbeit als Kranken- und Ordensschwester in der Asylunterkunft.

Der lang anhaltende Applaus für die beiden Gäste zeigte den Respekt vor und die hohe Achtung der täglich zu meisternden Aufgabe: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen!“

Der gesamte (Wort-)Gottesdienst war von einer Atmosphäre der Betroffenheit, aber auch des Wohlwollens und spürbaren Solidarität getragen. Die Gemeinschaft am Tisch des Herrn, die Grenzen überwindet, Fremde zu Freunden macht und Verständnis für die Situationen der Flucht, des Abschieds und der Trauer ermöglicht, war mit Händen zu greifen und wurde auch im anschließenden beim Kirchenkaffee noch fortgesetzt. Sr. Juliana und Hanna Omondia stellten sich den Fragen und Eindrücken und blieb auch die Antwort auf die Frage des „Durchhaltens“ nicht schuldig. „Mich trägt mein Glaube, die Gemeinschaft mit den helfenden Menschen und die geschwisterliche Verbundenheit in meiner Ordensgemeinschaft!“

Tief beeindruckend die Abschlussbemerkung eines Besuchers: „Gut, dass auch solche Menschen das Bild von Kirche prägen! Jesus hätte das bestimmt so gewollt!“
Man darf nun auf die nächsten zwei Gottesdienste gespannt sein, die das Thema Trauer und Abschied jeweils um 11.00 Uhr fortführen:
13.11.2022, Ökumenischer Gottesdienst zum 15jährigen Jubiläum der Aktion „Eine Stunde Zeit“

20.11.2022, Messfeier mit dem Malteser Hospizdienst „Weil Nähe zählt“ – Wege durch die Trauer