Zahlreiche Besucher strömen durch die (endlich reparierte) Eingangstür und nehmen nach und nach - nicht ohne sich vorher mit einer Kuscheldecke ausgerüstet zu haben- im Kirchenrund Platz. Diakon Joachim Werb begrüßt die Hereinkommenden. „Nehmen Sie sich doch bitte ein Gotteslob. Wir brauchen Ihre Stimme!“ 18.00 Uhr, und es wird still. Ein letztes Mal schlägt die Eingangstür zu. Die ältere Dame blickt sich suchend nach einem freien Platz um. Erwartungsvolle Gesichter allenthalben. Joachim Werb eröffnet mit einem Akkord am Piano. „G- Moll soll unser heutiger Grundakkord sein- Ein Dreiklang, bestehend aus ERWARTUNG, HOFFNUNG und SEHNSUCHT. Dieser Grundakkord soll uns durch die Adventszeit begleiten.“ Ein erstes Lied, kunstvoll am Piano eingeleitet, erklingt. Oh Herr, wenn Du kommst, wird die Welt wieder neu. Es wird uns noch ein paar Mal begegnen an diesem Abend, sich wie ein schimmernder Faden durchs Geschehen winden. Die Sängerin, Viktoria Waigand, macht sich bereit. Ihre samtig soulige Stimme trägt uns durch Sometimes I feel like a motherless child, Amazig Grace und We shall overcome. Immer wieder stimmt die Gemeinde ein, mal durch spontanes Mitsummen, mal durch Mitsingen. Ein weiterer musikalischer Glanzpunkt erklingt: Die Panflöte – professionell und herzergreifend gespielt von Rüdiger Wolf.Martina Werb webt besinnungsvolle, nachdenklich machende Worte zwischen den Klangteppich aus Flöten, Gesang und Klavierspiel. Inzwischen brennt die erste Kerze am wunderschönen Adventskranz, die erwartungsvolle Stimmung der Besucher wandelt sich in ein wohliges Gefühl des Aufgehobenseins. Ihre Stimmen erhellen den Gottesdienstraum und als Viktoria Waigand Maria durch ein Dornwald ging, anstimmt, gibt ein wohl keinen mehr, der nicht ebenfalls voller Inbrunst mit seiner Stimme einfällt. Die Panflöte unterstreicht mit freien Variationen, Rüdiger Wolf bindet den Klang der Vielstimmigkeit. Dieser Abend darf nicht ohne das Halleluja (von Leonard Cohen) enden. Zum letzten Male verbinden sich die Instrumente und Stimmen. Von Herzen kommender, langanhaltender Applaus für Viktoria Waigand, deren dunkler Couleur de la Voix man so gern lauschte und für Rüdiger Wolf, der seinen Panflöten die himmlischsten Töne entlockte. Auch für Joachim Werb, der am Flügel mit mitreißenden Variationen verzauberte, und für die wärmenden Worte zwischenrein, das Mutmachende und Besinnungsvolle. Ganz still und leise haben die fleißigen Bienchen vom Gemeindeteam Glühwein, Tee und Plätzchen vorbereitet. Kaum jemand will schon nach Hause gehen und viele folgen der Einladung, gesellen sich um Stehtische und wo sie sonst noch Platz finden, lassen sich die adventlichen Naschereien schmecken, tauschen sich aus, über Gott und die Welt. Die Uhr ist schon weit vorgerückt und dann erklingt -zunächst ganz zart vom Piano her - Brahms Wiegenlied Guten Abend, gut’ Nacht. Panflöte und Solostimme gesellen sich dazu, die Stimmen an den Stehtischen verstummten, beginnen mitzusummen, dann mitzusingen. Ein letzter vielstimmiger gemeinsamer Akkord. Der Messner dimmt das Licht. Ein Lächeln bleibt.
Martina Werb für die Gemeinde St. Anton


































