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Der Schlüssel zum Himmelreich liegt in deiner Hand

In seiner Predigt zum Festtag der Heiligen Apostel Petrus und Paulus führte Pfr. Stephan Eschenbacher aus, dass der Schlüssel zum Himmelreich nicht exklusiv an Petrus übergeben wurde, sondern in unser aller Hand liegt.

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Schlüssel zum Glück, zum Erfolg, zum Leben, zum Paradies, zur dir, zu allem…, wenn man in Google „der Schlüssel zum“ eingibt, werden einem vor allem Ratgeber mit diesem Titeln genannt. Ob sie wirklich hilfreich und nützlich sind, sei dahingestellt, kann ich aber letztlich auch nicht beurteilen. Es zeigt aber, dass Menschen auf der Suche sind, nach Glück, wie sie erfolgreich sein können, wie ihr Leben gelingt usw. Worin liegt der Schlüssel zu all dem? Was also braucht es, um sich den Zugang zum Glück, zum Erfolg, zum Leben zu erschließen?

„Schlüssel“ ist ein „Schlüsselwort“ zu diesem Festtag heute. Schließlich wird der heilige Petrus immer mit Schlüssel dargestellt. Und im heutigen Evangelium erfahren wir auch warum: Jesus sagt zu Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel zum Himmelreich geben“. Der oder die Schlüssel zum Himmelreich… ein großes Wort. Was hat es damit auf sich?

Den meisten kommt dabei wohl ein bestimmtes Bild in den Sinn: Petrus als alter Mann mit Bart und Resthaar auf der Stirn steht am Himmelstor und lässt die einen rein und die anderen nicht. Unzählige Witze beginnen so. Aber ist damit wirklich der „Schlüssel zum Himmelreich“ gemeint?

„Himmelreich“ ist im Neuen Testament dasselbe wie „Reich Gottes“. Es ist der „Schlüsselbegriff“ zur Botschaft Jesu. Sein gesamtes Reden und Handeln dreht sich darum, den Menschen begreiflich zu machen: das Reich Gottes hat schon begonnen. „Reich Gottes“ ist schlicht und ergreifend der „Be-Reich“, wo Gott wirkt, wo also ein Stück Himmel auf Erden erfahrbar ist: z.B. dort, wo Gottes- und Nächstenliebe praktiziert wird, wo Versöhnung stattfindet, wo Frieden und Gerechtigkeit herrschen, wo Vergebung erfahren wird, wo Heilsames geschieht, wo Hoffnung aufkeimt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Für Jesus gibt es keine Trennung zwischen Himmel und Erde. Der Himmel kann schon hier auf Erden aufblitzen, nämlich dort, wo Gott Raum gewinnt.

Der Schlüssel zum Himmelreich ist also das Leben und die Botschaft Jesu. Denn Jesus hat uns gelehrt und vorgelebt, wie ein Stück Himmel auf Erden verwirklicht werden kann. Und durch seine Auferstehung hat er uns gezeigt, dass der Himmel in Vollendung für uns offensteht.

Deshalb ist der „Schlüssel zum Himmelreich“ auch kein Exklusivgeschenk für Petrus. Er bekommt diesen Schlüssel nicht exklusiv, sondern stellvertretend… für wen? Was braucht es, um diesen Schlüssel in den Händen zu halten?

Das kann man exemplarisch sehr schön an den beiden festmachen, die wir heute feiern: Petrus und Paulus. Die könnten ja erst einmal unterschiedlicher nicht sein: Petrus ein einfacher Fischer, Paulus ein gebildeter Theologe, Petrus vom Land, Paulus ein Stadtmensch, Petrus Galiläer, Paulus römischer Staatsbürger, Petrus verheiratet, Paulus ehelos, Petrus wird von Jesus berufen und folgt ihm bis zur Auferstehung, Paulus hat den irdischen Jesus nicht gekannt. Gemeinsam ist beiden, dass sie Brüche in ihrem Leben aufzuweisen haben: Paulus verfolgt die Kirche bis zu seiner Bekehrung. Auch danach ist er oft stur, was zu Streitigkeiten führt z.B. mit seinem Begleiter Barnabas. Petrus schläft im Garten Getsemani ein, greift zum Schwert bei der Verhaftung Jesu, verleugnet ihn dann sogar und flieht vor dem Kreuz.

Diese wenigen Daten aus dem Leben der beiden Heiligen zeigen mir: Das Entscheidende, um den Schlüssel zum Himmelreich in den Händen zu halten, ist nicht die Herkunft, nicht die Bildung, nicht die Lebensform und übrigens auch nicht das Geschlecht. Und ich muss dafür auch nicht perfekt sein: Brüche, Versagen, „Menscheln“ ist kein Hindernis.

Das Entscheidende ist der Wille zur Nachfolge Jesu. Das haben Petrus und Paulus gemeinsam und darin können sie für uns ein Vorbild sein. Petrus erhält also die Schlüssel zum Himmelreich stellvertretend für all diejenigen, die Jesus nachfolgen – das heißt stellvertretend für uns alle. Wir alle halten den „Schlüssel zum Himmelreich“ in unserer Hand. Es liegt an uns, damit die Tür zu öffnen, indem wir Jesus nachfolgen.

Der Schlüssel zum Himmelreich ist, dass wir einander helfen, einander vergeben, respektvoll und liebevoll miteinander umgehen, einander dienen, zueinanderstehen, einander auf Augenhöhe begegnen, Gottes Geist Raum geben. Je intensiver wir dies tun und je mehr dies tun, desto mehr wird Reich Gottes, wird das Himmelreich Wirklichkeit in dieser Welt.

Und letzten Endes braucht es dann keinen Türsteher Petrus mehr. Denn dieser Schlüssel wird uns auch die Tür zum ewigen, vollendeten Himmelreich öffnen.