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Predigt zum Radiogottesdienst am Pfingstfest

Ein Hauch des göttlichen Geistes ist in jedem von uns

In seiner Predigt im Radiogottesdienst an Pfingsten aus der Heilig Geist Kirche in Schweinfurt ging Pfr. Stephan Eschenbacher auf die Ballade vom Zauberlehrling von Goethe ein. Daraus stammt der Ausspruch: "Die Geister, die ich rief, ich werd sie nicht mehr los." Wie können wir heute "die Geister loswerden, die wir gerufen haben?" Ein Hauch des göttlichen Geistes in uns hilft, allem Ungeist dieser Welt zu widerstehen.

Liebe Schwestern und Brüder!

In einer Ballade von Goethe geht es darum, dass ein Zauberlehrling ohne seinen Meister, einen Zauberspruch ausprobiert. Er verwandelt einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss. Anfänglich klappt alles und der Zauberlehrling ist stolz auf sich. Doch bald merkt er, wie das Ganze aus dem Ruder läuft und nicht mehr zu stoppen ist. Und dann heißt es:

Und sie laufen! Nass und nässer
wird’s im Saal und auf den Stufen:
welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister, hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
werd ich nun nicht los.

„Die Geister, die ich rief“ wurde so zu einer Redensart, die man heute wieder öfter hört. Denn immer mehr werden wir uns bewusst, welche Geister unsere moderne Welt gerufen hat, die wir so leicht nicht mehr loswerden. Damit wir uns richtig verstehen: Es geht hier nicht darum die moderne Welt zu verteufeln. Viele Neuerungen sind sinnvoll, erleichtern das Leben oder retten es sogar. Jede Zeit hat ihr Gutes – auch die unsere. Aber wir müssen eben auch feststellen: Manche Entwicklungen in unserer modernen Welt verunsichern Menschen und bei dem Blick auf das, was um uns herum passiert, kann einem manchmal sogar „Angst und Bange“ werden.

  • Zu sehr haben wir zum Beispiel auf schnelles Wachstum und Gewinnmaximierung gesetzt und dabei den Klimaschutz vernachlässigt. Erderwärmung und Naturkatastrophen sind jetzt die Folge.
  • Die sozialen Medien lassen es zu, dass jeder seine Meinung anonym in die Welt posaunen kann, ohne sich erklären zu müssen. Das führt oft zu einer Verrohung der Sprache und lässt extremes Gedankengut gesellschaftsfähig werden.
  • Weltweit werden Kriege geführt, aus machtpolitischen Interessen; zu leiden hat immer die einfache Bevölkerung.
  • Doch wir müssen gar nicht nur in die große Welt schauen, auch unsere kleine Welt kennt Ungeist und Geistloses, das eine große, negative Wirkung haben kann: ein Gerücht mal so in die Welt gesetzt, ein Bild in WhatsApp… all das kann verheerende Folgen nach sich ziehen.

"Die Geister, die ich rief, ich werd sie nicht  mehr los." Genau darum geht es an Pfingsten und damit um die Frage. Welche Geister rufen wir? Wes Geistes Kind bin ich? Aus welcher Geisteshaltung heraus gestalte ich mein Leben? Das Pfingstfest heute erinnert uns daran, dass es ja nicht nur Ungeist oder Geistloses gibt, sondern auch Geistreiches. Im Evangelium haben wir gehört: Jesus haucht seine Jüngerinnen und Jünger an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist“. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu von heute sind wir. Deshalb steckt in jedem von uns „ein Hauch des Göttlichen“, ein Hauch von Gottes Geist. Dem gilt es sich immer wieder zu öffnen, also ein Gespür dafür zu entwickeln, was im Geist, d.h. im Sinne Gottes ist, der es gut mit uns und dieser Welt meint. 

Dabei hilft immer auch ein Blick in die Bibel. Schauen wir auf die Texte von heute und auf das, was hier mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht wird.

  • Die Jüngerinnen und Jünger haben sich nach der Katastrophe der Kreuzigung hinter verschlossenen Türen verschanzt. Plötzlich ist der Auferstandene mitten unter ihnen. Das erste Wort, das er zu ihnen sagt, heißt: „Friede“. Wer sich für den Geist Gottes öffnet, der versucht immer, Frieden zu bewirken und friedvoll miteinander umzugehen im Großen, wie im Kleinen.
  • Dann sagt Jesus: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen“. Wer sich für den Heiligen Geist öffnet, der versucht immer, Versöhnung zu bewirken, Verzeihung zu üben, einen Neuanfang zu ermöglichen.
  • In der Lesung haben wir gehört, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Sprachen plötzlich verstehen. Wer sich für den Heiligen Geist öffnet, der setzt sich dafür ein, dass Menschen sich verstehen und verstehen lernen und dem ist bewusst, dass eine Vielfalt an Sprachen eine Bereicherung ist.
  • Und wer es noch ein bisschen konkreter braucht, was es mit dem Heiligen Geist auf sich hat, der schlage beim Apostel Paulus nach. Der schreibt: Die Frucht des Geistes ist Liebe… Friede… Freundlichkeit… Sanftmut und Selbstbeherrschung – voila.

Die Geister, die wir riefen, wie werden wir sie los? Wir können uns verkriechen, wie die Jünger am Anfang nach der Kreuzigung und warten, bis uns das Wasser bis zum Hals steht. Oder wir können uns für den Heiligen Geist öffnen, den wir alle in uns tragen und der uns hilft, uns den Ungeistern und allem Geistlosen entgegen zu stellen. Wir sind eben nicht „von allen guten Geistern verlassen“, sondern ein Hauch des Göttlichen Geistes atmet in jedem und jeder von uns. Er schenkt uns die Kraft und einen langen Atem, um im Geist und Sinne Gottes die Welt zu verändern. Amen.