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Wie der Glaube meine Lebensnetze füllt

Am 3. Ostersonntag wird uns im Evangelium erzählt, wie Jesus seinen Jüngern am Ufer des Sees Genesareth als Auferstandener erscheint. ER füllt ihre "leeren Netze" und zeigt damit: der Glaube an die Auferstehung ist auch alltagstauglich. In seiner Predigt geht Pfarrer Eschenbacher darauf ein, was das für uns heute bedeuten kann.

Liebe Schwestern und Brüder!

Als die Jünger an jenem Abend am Ufer des Sees Genezareth stehen und in dieser Nacht mit ihren Booten hinausfahren, tun sie das, was sie schon immer getan haben: sie gehen fischen. Und doch ist alles anders. Sie hatten vorher die Zeit mit Jesus erlebt: die heile Welt am See Genezareth, den spannungsreichen Weg nach Jerusalem mit den Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, die schmerzhafte Zeit dort mit Leiden und Tod am Kreuz und dann die beglückende Erfahrung, dass Jesus lebt; ER, der Auferstandene ist ihnen erschienen. Nun gehen sie mit all diesen Erfahrungen im Gepäck wieder ihrem Alltagsgeschäft nach, sie gehen fischen. Haben all diese Erfahrungen mit Jesus, hat ihr Glaube an ihn und seine frohe Botschaft ihren Alltag verändert? Macht es was mit ihnen, dass Jesus, der Auferstandene an ihrem Lebensufer auftaucht? Diese Fragen stellt das heutige Evangelium.

Überraschenderweise sind es in dieser Erzählung nicht mehr 12 Apostel, sondern "nur noch" sieben Jünger, von denen berichtet wird. Zwei davon werden nicht einmal namentlich genannt. Dies ist symbolisch zu deuten: 7 ist die Zahl der Fülle. Es geht jetzt nicht mehr um den engen Kreis der 12 Apostel, sondern es geht um alle. Und damit geht es in dieser Geschichte auch um uns heute. Die zwei, die nicht genannt werden, stehen für jeden und jede von uns. Deshalb stellt sich die Frage: Macht der Glaube an Jesus etwas mit mir in meinem Alltag? Prägt der Glaube meinen Alltag? Taucht dieser Jesus immer wieder an meinem Lebenshorizont auf, wie im Evangelium am Ufer des Sees? Wenn ja, wie? Oder anders gefragt: Wo erfüllt mich mein Glaube, wie werden durch den Glauben meine Lebensnetze gefüllt?

Auf diese Fragen gibt es keine allgemeine Antwort; jeder und jede muss ihnen für sich individuell nachgehen. Ich kann nur von mir erzählen, wo der Glaube meine Lebensnetze füllt (Für jeden Gedanken wird ein Fisch in das Netz am Altarraum gesteckt - siehe Bild):

Im Glauben wird mir viel an Gemeinschaft geschenkt. Es sind nicht nur die Gottesdienste, sondern auch tiefe Begegnungen, Gespräche, schöne Feste oder auch Wallfahrten im Raum von Kirche. Für diese gemeinschaftlichen Erlebnisse bin ich sehr dankbar.

Der Glaube schenkt mir zudem Orientierung & Sinn. Wenn ich nicht weiß, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten soll, oder wenn es um eine wertorientierte Grundausrichtung im Leben geht hilft mir, wenn ich mich frage: Wie würde Jesus an meiner Stelle entscheiden. Was wäre ihm wichtig? Sätze Jesu, wie "liebe Gott, liebe deinen Nächsten, liebe dich selbst" oder auch die Goldene Regel ("Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu), oder auch die 10 Gebote sind für mich wichtige Orientierungspunkte im Leben.

Im Glauben wird mir oft auch Kraft geschenkt. Wenn es mir nicht gut geht, wenn ich in einem Tief stecke, dann habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass ein Gebet oder ein Gespräch mit Gott Kraft gibt. Das ist kein Automatismus. Oftmals ist auch erst einmal eine lange Durststrecke auszuhalten. Doch irgendwann spüre ich dann eine Kraft, die mir hilft, die derzeitige Situation zu bewältigen. 

Schließlich gibt mir der Glaube immer wieder Hoffnung. Ich habe in meinem Leben schon einige schmerzliche Abschiede von lieben Menschen verkraften müssen. Die waren oft auch verbunden mit einem starken Ringen mit Gott: "Wie kann das sein?!" Geholfen hat mir dann letztlich der Gedanke, dass unser Glaube mir ja die Hoffnung schenkt, dass unsere Verstorben nicht wirklich tot sind, sondern in einer anderen Welt weiterleben. In einer Welt, die für mich jetzt nicht zugänglich ist, aber es (vielleicht) einmal sein wird.

Überall da, wo ich spüre, dass mein Glaube meine Lebensnetze füllt, wo mich mein Glaube erfüllt, spüre ich „Leben“ im Glauben, überall da erfahre auch ich den Auferstandenen.

Aber es braucht noch etwas, damit ich das erfahren kann. Petrus steht in der Erzählung stellvertretend dafür. Ich habe mich schon immer gefragt, warum sich Petrus anzieht, wenn er ins Wasser springt und auf Jesus zugeht. Dies liegt daran, dass er seine Erfahrungen mit Jesus gemacht hat. Er hat ihn verraten, an einem Kohlefeuer im Hof des Hohepriesters. Nun will sich Petrus keine Blöße mehr geben – deshalb zieht er sich an. Nun steht er am Ufer des Sees wieder an einem Kohlefeuer. Und wie damals, als er dreimal gefragt wird, ob er Jesus kenne und das verneint, wird er von Jesus nun dreimal gefragt: "Liebst du mich." Diesmal sagt Petrus „Ja“.

Damit ich Erfüllung im Glauben erfahren kann, damit meine Lebens-Netze im Glauben gefüllt werden, dazu braucht es eine Beziehung mit Jesus. Und daran muss ich - wie bei einer normalen Beziehung auch - immer wieder arbeiten. Die Frage Jesu an Petrus: „Liebst du mich“, gilt auch mir heute. Auch mich fragt Jesus immer wieder neu: „Liebst du mich?“ Und ich muss Stellung dazu beziehen. Im Evangelium ist sogar noch eine Steigerung angedeutet, wenn es heißt: Liebst du mich, auch wenn das Leben nicht so geht, wie du es dir vorstellst? Wenn ein anderer, oder eine Lebenssituation „dich führen, wohin du nicht willst?“ Liebst du mich – auch dann?

Die Erfahrung, dass der Glaube meine Lebensnetze füllen kann, dass der Glaube mir Erfüllung schenkt, fällt nicht vom Himmel. Sie ist letztlich immer geknüpft an der Frage Jesu an mich: „Liebst du mich…“, also an meiner Beziehung zu Jesus und an der Aufforderung: „Folge mir nach!“