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Demonstration und Predigt

"Nie wieder ist jetzt": Über 6000 Schweinfurter demonstrierten gegen die AfD

Die Stadtkirche Schweinfurt unterstützt neben vielen anderen Partnern das Bündnis "Schweinfurt ist bunt". Pfarrer Stephan Eschenbacher greift dieses Thema in seiner Predigt auf. Es ist notwendig, im Geist Jesu Christi zu reden und zu handeln.

Für Nächstenliebe und Demokratie einstehen und Widerstand leisten gegen Rechtsextremismus und die AfD – dies zog tausende Menschen auf den Schweinfurter Marktplatz.

Anlass war der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und die Befreiung der Inhaftierten des Konzentrationslagers Auschwitz. Dazu hatte das Bündnis "Schweinfurt ist bunt" zu einer Demonstration aufgerufen, um ein "Zeichen für Demokratie, Freiheit und Respekt" zu setzen.

Die Kirchen in Schweinfurt unterstützten diese Aktion durch Aufrufe in Gottesdiensten zur aktiven Teilnahme. Seelsorger und Mitglieder des Pfarrgemeinderats der Stadtpfarrei demonstrierten mit Gleichgesinnten gegen die aktuellen rechten Tendenzen.

Passend zum Thema die Predigt von Teampfarrer Stephan Eschenbacher:

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes.
Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.
(Nach der Einheitsübersetzung)

Liebe Schwestern und Brüder!
„Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen!“ So rufen wir manchmal aus, wenn Menschen in unserem Umfeld Dinge tun, die wir absolut nicht nachvollziehen können. Sie sind von einer Idee, von einem Gedanken geradezu „besessen“; und es ist ihnen partout nicht auszureden. Allen außenherum aber ist klar, dass das so nicht geht und sie können nur fassungslos mit dem Kopf schütteln.

Von „allen guten Geistern verlassen“ war offenbar auch der Mann in der Synagoge von Kafarnaum. Die Bibel spricht davon, dass er von einem „unreinen Geist“ besessen war. Er trifft auf Jesus, der ihn heilt. Wir wissen nicht, wie wir heute die Krankheit dieses Mannes beschreiben würden – vermutlich geht es in eine psychische Richtung. Aber die Bibel erzählt eben aus der Vorstellungswelt der damaligen Zeit und da spielen Dämonen und Exorzismen eine wichtige Rolle.

Für das Verständnis der Bibelstelle und besonders für ihre Übertragung auf heute ist das aber gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, dass wir uns bewusstwerden, dass es auch in unserer Zeit (im übertragenen Sinn) eine Menge an Ungeist gibt.

An dieser Stelle könnten wir viele Beispiele dafür anführen. Weil es aber im Moment aus verschiedenen Gründen sehr aktuell und auch drängend – ja beängstigend - ist, möchte ich mich auf eines beschränken. Gestern, am 27. Januar, war der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, denn gestern vor 79 Jahren wurde das Konzentrationslager Ausschwitz von den Alliierten befreit. Es ist erschreckend, dass dieses Gedankengut, das damals in die absolute Katastrophe des 20. Jahrhunderts geführt hat, den sog. Holocaust, die Shoah – als Sinnbild dafür steht ja Ausschwitz – dass dieses Gedankengut heute wieder vermehrt in unserer Gesellschaft und in den Köpfen mancher Menschen auftaucht.

Hass, Hetze, Diffamierung und Diskriminierung von Minderheiten, Ausgrenzung, Pläne, ganze Bevölkerungsgruppen abzuschieben, was euphemistisch als „Remigration“ bezeichnet wird, Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus… all das gehört zum Ungeist unserer Zeit, ja ich würde sogar soweit gehen zu sagen, hier sind „dämonische Kräfte“ am Werk. Und damit möchte ich ausdrücklich die Menschen, die sich dem gedanklich anschließen, nicht von ihrer Verantwortung entlasten. Ganz im Gegenteil: Denn der liebe Gott hat uns Menschen eigentlich ein Gehirn gegeben, mit dem wir entscheiden können, wofür oder wogegen wir sind. 

Und er hat uns ein Vorbild gegeben, in welche Richtung SEIN Wille geht: nämlich Jesus Christus. Jesus ist im Namen Gottes eingestanden für Schwache, für Ausgegrenzte, für an den Rand gedrängte, für Minderheiten, er, der als Kind selbst ein Flüchtling war. Jesus ist für die Botschaft aufgetreten, dass Gott alle Menschen gleichermaßen liebt, weil alle Kinder Gottes sind und dass für Gott das Paradies nicht darin besteht, dass nur bestimmte Menschengruppen daran teilhaben, sondern alle, und dass der Himmel auf Erden sich dann verwirklicht, wenn sich alle auf Augenhöhe und mit Respekt vor der Menschenwürde eines jeden in gegenseitiger Achtung begegnen.  

In der Synagoge von Kafarnaum treibt Jesus den Un-Geist aus, indem er seine frohe und aufbauende Botschaft verkündet, indem er mit Vollmacht, d.h. erfüllt mit dem „Heiligen Geist“, auftritt und indem er dem „Un-Geist“ in die Parade fährt: „Schweig und verlass ihn!“

Ich denke es ist klar, worauf die Sache hinausläuft. Durch Taufe (und Firmung) sind auch wir erfüllt vom Heiligen Geist. Durch die Taufe sind wir in die Nachfolge Jesu Christi getreten, haben uns gebunden an ihn und an seine frohe und befreiende Botschaft. Und wir haben vom lieben Gott nicht nur ein Gehirn, sondern auch eine Stimme bekommen, die wir erheben können.

Damit ausgestattet, können wir – wie Jesus – den wirren Ungeistern und dämonischen Kräften unserer Zeit entgegentreten und sie damit aus unserer Gesellschaft austreiben. Es ist der Geist Gottes, der Geist Jesu Christi, der diese Welt zum Guten hin verändern kann, weil er geprägt ist von Nächstenliebe, Respekt, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe. Und das fürchten die „Ungeister“ dieser Zeit wie der Teufel das Weihwasser.

Voraussetzung allerdings ist, dass wir Christen – wie die Menschen damals in Kafarnaum – „betroffen“ sind von der Lehre Jesu, seinem Leben und seinem Glauben. Dass uns das, was Jesus sagt und tut trifft – und zwar mitten ins Herz, in unser Innerstes. Deshalb binden wir uns auch in diesem Gottesdienst an Jesus und seine Botschaft zurück, indem wir aus der Heiligen Schrift hören oder den Leib Christi empfangen. Dabei ist nicht die Form das Entscheidende (wie wir empfangen), sondern das Entscheidende ist, dass wir SEINE Botschaft ganz und gar verinnerlichen. Darauf kommt es an. Alles andere wäre nämlich nur „reine Formalität“.

Wenn uns aber die Botschaft Jesu wirklich trifft und wenn wir uns bewusst sind, dass wir Träger des Heiligen Geistes sind, dann können wir viel erreichen. Dazu ist es notwendig, dass wir immer wieder im Geist Jesu Christi reden und handeln. Manchmal ist es aber vielleicht auch notwendig – wie Jesus in der Synagoge – zu den Ungeistern dieser Zeit zu sagen: Schweig, sei still! Beides setzt viel Mut und Kraft voraus.
Bitten wir Jesus darum.
Amen.

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