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Stellungnahme zum von Papst Franziskus angekündigten weltkirchlichen Beratungsprozess

Die Ankündigung von Papst Franziskus, die für Oktober 2022 geplante Bischofssynode unter ausdrücklicher Beteiligung der Ortskirchen und der Laien zu einem zweijährigen Prozess auszubauen, hat uns überrascht und freut uns sehr. Als Vorstand des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg begrüßen wir es ausdrücklich, dass Papst Franziskus einen Zukunftsplan für die Kirche entwickeln will und dabei nicht nur die Bischöfe, sondern explizit Laien und die Kirchen vor Ort einbeziehen will.
In dem angekündigten Beratungsprozess „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ sehen wir eine Aufforderung an alle Getauften zur Mitwirkung an der Entwicklung unserer Weltkirche. Papst Franziskus will diesen Prozess bereits im Oktober eröffnen. Direkt im Anschluss soll weltweit in allen Diözesen in einen Dialogprozess eingetreten werden.
Auch wenn uns als Diözesanratsvorstand ein deutschlandweit koordiniertes Vorgehen wichtig und sinnvoll erscheint, so ist zunächst jede Diözese selbst gefragt und gefordert. Wir werden versuchen hierzu baldmöglichst mit Bischof Dr. Franz Jung, dem Diözesanpastoralrat und dem Priesterrat ins Gespräch zu kommen. Der Erfolg des neuen weltweiten Dialogprozesses wird in starkem Maße davon abhängen, ob echte demokratische Beteiligungsformen gefunden werden. Es darf nicht zu einer Placebo-Beteiligung kommen.
Eine Herausforderung wird die Integration laufender Prozesse mit diesem neuen Dialogprozess sein. Er muss mit dem vor 1,5 Jahren in Deutschland begonnenen „Synodalen Weg“ und unserem eigenen Würzburger Zukunftsprozess „Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft“ in ein fruchtbares Miteinander verzahnt werden.
Wie auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Thomas Sternberg sehen wir es als ein bestätigendes Zeichen, dass Papst Franziskus den Titel unseres deutschen Reformprozesses verwendet. Gelegentlich geäußerte Befürchtungen, wir würden in Deutschland eine Spaltung vorbereiten oder ständen nicht in Übereinstimmung mit der Weltkirche, erweisen sich spätestens jetzt als gegenstandslos. Der im Dezember 2019 begonnene deutschlandweite Diskussionsprozess basiert auf Grundsätzen, die Papst Franziskus nun auch für die Weltkirche definiert, wie beispielsweise die Diskussion von Klerikern und Laien auf Augenhöhe, die Dezentralität und die Offenheit der besprochenen Themen. Uns ist es wichtig, dass dieser Prozess, der ja durch die Missbrauchsvorfälle in Deutschland initiiert wurde, wie geplant weitergeführt wird.
Wir begrüßen, dass Papst Franziskus keine inhaltlichen Vorgaben macht und die Themen „auf dem Weg“ gefunden werden sollen. Dies ermöglicht dem Gesamtprozess die weltkirchlichen aber doch auch immer lokalen Aufgabenstellungen zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten. Uns ist eine umfassende Beteiligung aller Getauften und Interessierten unseres Bistums wichtig. Neben gemeinsamen Gebet müssen Versammlungen und Diskussionen, bei denen alle Beteiligten gleichberechtigt und ohne inhaltliche Beschränkung zu Wort kommen, zentrale Elemente sein. Es muss ein synodaler Weg aller werden. Durch diesen können wir lernen, zeitgemäß über Gott und unseren Glauben zu sprechen. Für uns ist es dabei unabdingbar, die Relevanz unseres Glaubens für unsere Gesellschaft zur Sprache zu bringen und auch in gesellschaftlichen Debatten wie beispielsweise um Gerechtigkeit, Klimaschutz, Frieden, Migration, Ehe und Familie, Sterbehilfe oder die Auswirkungen der Coronapandemie unsere Sichtweise zu vertreten.
Damit sich alle Beteiligten ernst genommen fühlen und der neue weltweite Prozess erfolgreich ist, wird es neben der inhaltlichen Breite Schritte kirchlicher Demokratisierung geben müssen, die sich mittelfristig auch kirchenrechtlich niederschlagen. Wir hoffen, dass im Vorfeld der für 2023 angekündigten Weltbischofssynode die Synodenordnung zu mehr demokratisch strukturierten Prozessen hin geändert wird. Es braucht Formen der Beschlussfassung, die die breite Partizipation des Gesamtprozesses spiegeln.

Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg, Lucia Stamm und Ralf Sauer, Stv. Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg