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Predigten

"Ihr könnt nicht Gott und dem Mamon dienen" - auf welcher Seite stehst du?

Im Evangelium des Sonntags erzählt uns Jesus eine Geschichte von einem Gutsverwalter, der sich auf die Seite der Armen schlägt. Er dient Jesus als Beispiel dafür, dass auch wir auf der Seite der Armen und Ausgegrenzten stehen sollen - so, wie es eben auch Gott tut.

Liebe Schwestern und Brüder!

„Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht. Und man siehet, die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ So dichtete einst Bertolt Brecht in der Dreigroschenoper und brachte damit ein Phänomen auf den Punkt, das es wohl zu allen Zeiten gegeben hat und leider auch immer geben wird. Es ist das Phänomen, dass jede Gesellschaft Gewinner und Verlierer kennt, Arme und Reiche, solche, die im Rampenlicht stehen und solche, die im Verborgenen ihr Dasein fristen. Tatsächlich „sieht man in der Regel die im Lichte“ und „die im Dunkeln sieht man nicht“. Und nicht nur „sieht man sie oder nicht“, sondern es gibt auch genügend, die sich gerne im Rampenlicht der Reichen und Sieger sonnen, etwas von deren Glanz und Glimmer erhaschen wollen, an ihrer Seite gut dastehen wollen… aber wer solidarisiert sich schon wirklich mit den Armen, den Verlierern, den sog. "Losern" der Gesellschaft? Mit denen wollen doch viele nichts zu tun haben.

Im heutigen Evangelium erzählt uns Jesus eine Geschichte, in der es genau darum geht. Wir können uns gut vorstellen, dass diese Geschichte damals wirklich so passiert ist, Jesus sie irgendwo aufgeschnappt hat und als Beispiel nimmt, um seinen Jüngerinnen und Jüngern etwas deutlich zu machen. Es geht um den Verwalter eines reichen Gutsherrn, der seine Ländereien an Landwirte verpachtet hat. Dafür müssen die hohe Abgaben zahlen. Hier zeigt sich ein großes Abhängigkeitsverhältnis, wie es in der damaligen römischen Gesellschaft üblich war. Der Verwalter muss das alles organisieren und dabei einen möglichst großen Gewinn für seinen Herrn herausschlagen. Doch es geschieht offenbar das Gegenteil: zumindest wird dem Verwalter – aus welchen Gründen auch immer – vom Gutsherrn vorgeworfen, er würde sein Vermögen verschleudern, würde also nicht auf Gewinnmaximierung aus sein, wie es sein Auftrag ist. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, tut hier nichts zur Sache.

Der Verwalter hat nun zwei Möglichkeiten. Die erste ist die, die man eigentlich erwarten würde: Nämlich, dass der Verwalter hergeht und sich nun besonders anstrengt, die Schulden seines Herrn einzutreiben. Er könnte den harten Schuldeneintreiber spielen und die Pächter vor die Wahl stellen: entweder ihr zahlt oder ihr müsst mit den Konsequenzen rechnen. So würde er versuchen auf Kosten der armen Pächter vor seinem Chef gut dazustehen. Wie heißt es so schön: Nach unten Treten und nach oben Buckeln.

Der Verwalter aber entscheidet sich genau für die andere Variante. Er stellt sich auf die Seite der armen Pächter und lässt den reichen Gutsherrn „dumm“ dastehen, indem er nämlich den Schuldnern genau den damals üblichen und gleichzeitig horrenden Zins erlässt, der auf die genannten Waren erhoben wurde, mit dem also der Gutsherr seinen Gewinn macht: beim Öl als leichtverderbliche Ware wegen des hohen Risikos 100% und beim Weizen immerhin noch 25%.

„Und Jesus lobt den Verwalter der Ungerechtigkeit, weil er klug gehandelt hat.“ Warum lobt Jesus den Verwalter? Weil er sich nicht auf die Seite des Reichen, sondern auf die Seite der Armen geschlagen hat. Das ist der springende Punkt.

Bevor Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern und damit uns diese Geschichte vom Verwalter und dem Gutsherren erzählt, hat er schon drei andere Geschichten zum Besten gegeben (sie stehen im Lukasevangelium genau vor unserer Erzählung). Da ging es um einen Hirten, der einem verlorenen Schaf nachläuft, einer Frau, die mit allen Kräften nach einem verlorenen Geldstück sucht und einem Vater, der seinen verlorenen Sohn wieder bereitwillig in sein Haus aufnimmt. In diesen drei Geschichten malt Jesus für uns ein Bild von Gott. Gott ist wie ein guter Hirte, wie die suchende Frau, wie der barmherzige Vater. ER geht den Verlorenen nach, er schaut auf die, die am Rand stehen, die sich verirrt haben, die niemand im Blick hat. Gott steht auf der Seite der Armen, Bedrängten, der vermeintlichen Verlierer, auf der Seite derer, die „im Dunkeln sind“.

Mit der Geschichte heute spielt Jesus uns den Ball zu, mit der Frage: Und du? Auf welcher Seite stehst du? Machen wir uns nichts vor: auch in unserem reichen Deutschland gibt es viele Abhängigkeitsverhältnisse. Es gibt Menschen, denen stehen von Beginn ihres Lebens an aufgrund ihrer Herkunft und ihres Status alle Möglichkeiten offen und es gibt eben welche, da läuft’s schon von Anfang an schief und das zieht sich durch das ganze Leben. Auch bei uns geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. „Seit Wochen wird in unserem Land über Kürzungen von Sozialleistungen diskutiert. Unter dem Stichwort ‚Sozialleistungsmissbrauch‘ konzentrieren sich öffentliche Debatten besonders auf Bürgergeld-Empfänger:innen. Gerne wird dabei auch abfällig von ‚Sozialschmarotzern‘ geredet. Dabei beläuft sich der 2023 durch Bürgergeld-Missbrauch entstandenen Gesamtschaden etwa auf 260 Millionen Euro. Demgegenüber steht der weitaus größere Schaden von jährlich rund 200 Milliarden Euro, der (nach Angaben der Deutschen Steuergewerkschaft) durch Steuerhinterziehung beziehungsweise Steuervermeidung verursacht wird.“ (vgl. Hose Burkard auf katholisch.de: „Unverschämter Reichtum und die Botschaft Jesu“ vom 18.09.2025).

Mache ich bei all dem abfälligen und pauschalen Gerede mit? Oder mache ich mir wenigsten die Mühe, das Ganze differenziert zu betrachten und auf den Einzelfall zu schauen? In unserer Gemeinde steht diese wunderbare Einrichtung der Casa Vielfalt, in der sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Belange der Armen und Ausgegrenzten kümmert. Atmet in unserer Gemeinde dieser Geist, oder sind wir froh, das „Problem“ ausgelagert und professionalisiert zu haben? Mit wem solidarisiere ich mich? Für wen denke und spreche ich? „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen“, sagt Jesus und er fragt: Du aber, auf welcher Seite stehst du?