Liebe Schwestern und Brüder!
Man hat den Eindruck, dass hierzulande viele Menschen unzufrieden sind. Zumindest wird viel und gerne gemeckert: da passt etwas nicht und dort stimmt es nicht. Hier macht jemand etwas falsch und dort wird man angeblich ständig benachteiligt.
Sicher gibt es gute Gründe, um unzufrieden zu sein oder sorgenvoll in die Zukunft zu blicken: Kriege – nicht mehr wie sonst weit weg, sondern ganz in der Nähe und sie kommen immer näher, die Klimakrise, der angespannte Arbeitsmarkt, das Leben wird immer teurer und am Monatsende bleibt für viele nicht mehr viel im Geldbeutel übrig, eine Diagnose oder Krankheit, Trennung, der Tod eines lieben Menschen… es ist nachvollziehbar, dass das Menschen runterzieht oder traurig macht.
Aber oft wird bei uns auch vergleichsweise auf hohem Niveau gemeckert, und jede Kleinigkeit, die danebengeht gleicht einer mittleren Katastrophe. Früher hat man von solchen „mittleren Katastrophen“ beim Familienfest gehört, beim Stammtisch oder am Samstag beim Straß-Kehren. Das heißt: Das Ganze blieb in einem relativ begrenzten Bereich. Heute weiß es durch die sozialen Medien gleich die ganze Welt und umgekehrt bekomme ich auch die kleinen und mittleren Katastrophen der ganzen Welt mitgeteilt (ob ich es will oder nicht) – was bei vielen den Eindruck verstärkt, dass alles den Bach runtergeht. Gute Nachrichten und Positives wird ja selten geteilt.
In „Zufriedenheit“ steckt das Wort „Frieden“; „Zufriedenheit“ hat etwas mit „Frieden“ zu tun. Nur wenn ich im Frieden mit mir selbst, meiner Umgebung und anderen bin, dann empfinde ich „Zufriedenheit“ und letztlich „Glück“. Doch wie stellt sich diese Zufriedenheit ein und damit ein Glücksgefühl?
Alle einschlägigen Studien bestätigen das, was wir eigentlich intuitiv schon längst wissen: Weder Materielles, wie Geld oder Besitztümer, noch Macht oder Einfluss machen letztlich glücklich. Sie alle bieten nur einen kurzfristigen Kick, lassen einen also nur kurzfristig zufrieden sein. Schnell stellt sich dann oft sogar die Gier nach „mehr“ ein, was wiederum Unzufriedenheit erzeugt - ein Teufelskreis.
Nein, ein wesentlicher Schlüssel zur Zufriedenheit und zum Glück ist die Haltung, die auch im heutigen Evangelium beschrieben wird: die Dankbarkeit. Wer Dankbarkeit empfinden kann, so wie der Geheilte im heutigen Evangelium, der ist glücklicher und zufriedener. Sie können alle „Ratgeber zum Glücklichsein“, die es ja heute haufenweise auf dem Markt gibt, durchsehen. In nahezu all diesen Schriften ist der Dankbarkeit ein Kapitel gewidmet. Ja die Dankbarkeit wird sogar oft als Königsweg zum Glück bezeichnet. Hierbei geht es aber nicht nur um ein „Dankeschön“ für etwas, das wir bekommen haben; die Haltung der Dankbarkeit umfasst viel mehr: z.B. die Fähigkeit zum Staunen, die Wertschätzung gegenüber dem Leben überhaupt und unserer Liebsten und vor allem: die Erkenntnis, dass nichts, was wir besitzen, selbstverständlich ist. Manche empfehlen auch, sich jeden Tag oder zumindest einmal in der Woche aufzuschreiben, wofür ich dankbar bin. Der englische Philosoph Francis Bacon jedenfalls sagt treffend: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Wie wahr.
Übrigens überrascht es nicht, dass es im Evangelium ein Fremder ist, der als einziger zurückkehrt und Jesus seine Dankbarkeit zeigt. Es ist schon etwas länger her, da habe ich einen Priester in Bolivien besucht. Wir sind viel über das Land gefahren in Gegenden, wo Menschen nach unserem Verständnis in bitterer Armut leben. Was mich dabei erstaunt hat: die Menschen dort sahen trotzdem glücklicher, strahlender aus als hierzulande. Das bestätigt noch einmal: Es liegt nicht am Materiellen, ob ich glücklich bin oder nicht, sondern an anderen Dingen, die ich nicht kaufen kann.
So wie uns Jesus den Samariter als Vorbild vor Augen führt, so können auch wir von armen, einfachen Menschen lernen, worauf es wirklich ankommt, um zufrieden und glücklich zu sein.
Und ein letztes: erwiesenermaßen kann neben der Dankbarkeit auch der Glaube dazu beitragen, dass ich zufriedener und damit glücklicher lebe. Denn die Begegnung mit Gott, mit Jesus wie bei dem Samariter im Evangelium, schenkt Halt, Sinn und Hoffnung.
Vielleicht können wir in die kommende Woche einmal bewusst mit dieser Haltung der Dankbarkeit gehen. Vielleicht können wir uns immer wieder einmal bewusst werden, wofür wir dankbar sind. Es sind oft die kleinen Dinge, ja, aber es ist so viel und es ist nicht selbstverständlich. Schauen wir, was passiert. Ich jedenfalls bin überzeugt: „Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“







